18.07.11 -AUF- Pressemitteilung: (Zu) späte Sühne für Mord an Elisabeth Käsemann
Seit 1971 hatte Elisabeth Käsemann in Buenos Aires in den Barrios, den Elendsvierteln, sozialpolitisch gearbeitet. Nach Beginn der Militärdiktatur 1976 half sie durch die Herstellung falscher Pässe mit, Gefährdeten die Flucht zu ermöglichen. 1977 wird sie selbst verhaftet. Ihre Eltern informieren die Bundesregierung und suchen intensiv nach ihrer Tochter. Ohne Erfolg. Im Prozess erfährt man, was schon längst vermutet wurde: Elisabeth Käsemann wurde brutalst gefoltert und schließlich aus nächster Nähe durch vier Schüsse in Genick und Rücken ermordet.
Bis heute steht die Regierung Schmidt/Genscher in der Kritik. Andere Regierungen – zum Beispiel die französische – hatten damals so intensiv bei den Militärs interveniert, dass die verhafteten Staatsbürgerinnen ihre Pässe zurückbekamen und ausreisen konnten. Angesichts der guten Wirtschaftsbeziehungen der Bundesrepublik zu Argentinien war dies von der deutschen Regierung und insbesondere der deutschen Botschaft in Argentinien unterlassen worden. Bitter fasste damals der Vater, der berühmte Theologieprofessor Ernst Käsemann in Tübingen, zusammen: „Ein verkaufter Mercedes wiegt zweifellos mehr als Leben“.
„Diese geschichtlichen Erfahrungen sollten uns eindringlich mahnen in einer Situation, in der bundesdeutsche Firmen an Panzern zur Aufstandsbekämpfung verdienen und die Bundesregierung ihre Lieferung nach Saudi Arabien zulässt,“ so Monika Gärtner-Engel, Stadtverordnete von AUF. Sie regt an, in Gelsenkirchen nach den nunmehr erfolgten Gerichtsurteilen umso mehr die ebenso tragische wie aufrüttelnde Lebensgeschichte von Elisabeth Käsemann unter der Jugend, in Schulen und als Stadt zu würdigen und die mutige gebürtige Gelsenkirchenerin zu ehren.
Mit freundliche Grüßen,
Monika Gärtner-Engel